Textilwirtschaft. Wussten Sie, dass ...

  • die Textilbranche weltweit pro Jahr rund drei Billionen Dollar Umsatz macht? Etwa ein Drittel aller Arbeitsplätze weltweit sind mit dem Textilsektor verbunden – weit mehr als mit der Autoindustrie.
  • in Deutschland entworfene Bekleidung nur noch in ganz geringem Umfang in Deutschland hergestellt wird? In Deutschland erfolgt immer noch das Erstellen der Designs, der Schnitte, das Finishing, die Werbung und die Vermarktung. Der größte Anteil der Wertschöpfung findet also in den Industrieländern statt.
  • die Textil- und Bekleidungsindustrie immer noch eine der wichtigsten Konsumgüterbranchen Deutschlands ist? Sie beschäftigt in Deutschland ungefähr 120.000 Personen in 1.200 überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen.
  • neun von zehn Kleidungsstücken in Deutschland aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Produktionskosten kommen, u.a. aus China, der Türkei und Bangladesch? Dabei stellt die Textilindustrie dort den größten Motor der industriellen Entwicklung dar, vergleichbar mit ihrer Bedeutung im Europa der Frühindustrialisierung.
  • Bangladesch heute nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt ist? U.a. weil internationale Abkommen dem armen Land eine Einfuhrpräferenz einräumen, es müssen keine Zölle bezahlt werden. Damit ist die Textilindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes und der Haupttreiber des Wirtschaftswachstums. Sie steht für 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 80 Prozent der gesamten Exporterlöse. Ein Achtel der Bevölkerung arbeitet in diesem Sektor.

Textilproduktion. Wussten Sie, dass ...

  • es Moderiesen schaffen, innerhalb von 14 Tagen eine neue Kollektion auf den Markt zu bringen? Es werden bis zu 12 Kollektionen pro Jahr produziert.
  • sich die Produktion von Textilien weltweit von 2000 bis 2014 verdoppelt hat? Nach Greenpeace-Recherchen wurden 2014 mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert. Die Kollektionsrhythmen haben sich versechsfacht.
  • diese zeitliche Verdichtung der Kollektionsrhythmen in den Fabriken zur kurzfristigen Erweiterung der Kapazitäten führt, was 10 bis 16-Stunden-Tage für die einzelnen Näherinnen zur Folge hat?
  • bei der Preiskalkulation eines Kleidungsstücks maximal zwei Prozent auf den Lohn für die Textilarbeiter entfallen? An einem Fast-Fashion-T-Shirt zum Preis von 4,99 € liegt der Lohnanteil bei 0,13 € – der Gewinnanteil bei 2,10 €. Die Materialkosten liegen bei 40 Cent, so Branchenschätzungen.
  • die weltweite modulare Produktion durch die Einkäufer, die führenden Einzelhändler und Markenunternehmen beherrscht wird? Lieferantenstrukturen sind ein gut gehütetes Geheimnis der Textil- und Bekleidungsbranche. Selbst die Auftraggeber können dabei die komplette Kette der Zulieferer kaum nachvollziehen oder kontrollieren.
  • die Intransparenz der textilen Kette durch den enormen Preisdruck erzeugt wird? Lieferanten beauftragen immer mehr Subunternehmen mit undurchsichtiger Lohnstruktur. Immer noch fehlen strikte Richtlinien und Kontrollen durch die Auftraggeber.

Konsumverhalten. Wussten Sie, dass ...

  • eine Milliarde Kleidungsstücke allein in Deutschland ungetragen im Schrank liegen, wie eine Greenpeace-Umfrage ergeben hat? Deutsche Verbraucher kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren.
  • der Report „Pulse of the Fashion Industry“ schätzt, dass der Kleidungskonsum bis 2030 weltweit um 63 Prozent zunehmen wird? Der Report wird von der non-profit-Initiative Global Fashion Agenda (www.globalfashionagenda.com) in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group erstellt.
  • rund neun Kilo deutscher Kleidungsmüll pro Jahr nicht nur aus verschlissenen Stücken bestehen, sondern auch aus Fehlkäufen oder aus Teilen, die schnell „aus dem Trend“ kommen?

Umweltbelastung. Wussten Sie, dass ...

  • die Produktion von einem Kilo Baumwolle 11.000 Liter Wasser braucht? Für die Herstellung einer einzigen Jeans werden rund 8.000 Liter Wasser benötigt – und das vor allem in wasserarmen Anbaugebieten.
  • eine Jeans heute rund 40.000 Kilometer zurücklegt, vom Entwurf bis zur Altkleiderentsorgung?
  • bisher nur ein Prozent der gesamten Baumwollproduktion nach überprüfbaren und abgestimmten Richtlinien des ökologischen Landbaus angebaut wird?
  • durch den zunehmenden ökonomischen Druck in vielen Anbaugebieten für Baumwolle, hauptsächlich in Afrika, mittlerweile menschenunwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen herrschen? Ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Auswirkungen werden immer mehr Exportfrüchte wie z.B. Baumwolle kultiviert, in der Hoffnung, dadurch Schuldenberge abbauen zu können. Dabei verschulden sich viele Bauern durch den Kauf teurer Chemikalien so sehr, dass der Baumwollanbau nicht mehr rentabel ist.
  • beim Anbau der gängigsten Faser Baumwolle laut der Umweltorganisation WWF ein Viertel der weltweit verkauften Insektizide verbraucht werden und elf Prozent der Pestizide? Hunderte oft toxische Chemikalien werden für das Färben, Imprägnieren und Waschen der Textilien eingesetzt – und verschmutzen in den Billiglohnländern Flüsse und Seen.
  • für den Anbau konventioneller Baumwolle in großflächigen Monokulturen das Saatgut oft genmanipuliert oder chemisch behandelt ist und ein massiver Einsatz von Kunstdünger nötig ist, da der Boden stark ausgelaugt wird?
  • für ein Kilo verarbeitetes Textil bis zu ein Kilo Chemikalien verwendet werden? Ein Viertel aller weltweit eingesetzten Chemikalien werden in der Textilbranche eingesetzt.
  • rund 20.000 Chemikalien weltweit im textilen Bereich eingesetzt werden? Damit ist der Textilsektor die Einzelindustrie mit dem höchsten Chemieeinsatz weltweit.
  • über 70 Prozent unserer Kleidung aus Synthetik-Fasern hergestellt wird? Durch den Abrieb kleinster Plastikteilchen trägt Kleidung auch zur Belastung der Meere bei.
  • bei der Produktion rund 6.500 Textilhilfsmittel verwandt werden? Auf der Basis von 400 bis 600 Wirkstoffen, die zum Teil schwer abbaubar sind?
  • in deutschen Hautkliniken rund 4.000 Kontaktallergie-Fälle im Jahr auf Kleidung zurückzuführen sind? Gemäß der gesetzlichen Regelungen müssen Kleidungstextilien so hergestellt und behandelt werden, dass sie die Gesundheit nicht schädigen. Eine Zulassungs- oder Anmeldepflicht für Textilien gibt es aber nicht, so dass umfassende Kenntnisse über mögliche chemische Risiken fehlen.
  • importierte Textilien von der EU-Verordnung Reach nur indirekt erfasst werde? Die Reach-Verordnung der EU räumt jedem Verbraucher ein Auskunftsrecht ein. Hersteller müssen darüber Auskunft geben, ob in ihren Produkten sogenannte besonders besorgniserregende Chemikalien mit über 0,1 Prozent Gewichtanteil vorhanden sind. Die Liste der besorgniserregenden Stoffe umfasst mittlerweile über 160 verschiedene Substanzen, beispielsweise fortpflanzungsgefährdende Weichmacher, hormonähnlich wirkende oder perfluorierende Chemikalien.

Altkleider. Wussten Sie, dass ...

  • nur ein Fünftel unserer Altkleider auch hier wieder verkauft wird? Zwei Drittel gehen auf die Märkte der Schwellen- und Entwicklungsländer.
  • von jährlich weltweit etwa 62 Millionen Tonnen aussortierten Kleidern 80 Prozent auf dem Müll landen, nur20 Prozent recycelt werden? Von den 20 Prozent verkaufen sich etwa 55 Prozent der Kleider als Secondhand-Ware weiter. Der Rest wird überwiegend geschreddert und zu Dämmstoffen oder Putzlappen degradiert, auch „downcycling“ genannt.

Nachhaltigkeit. Wussten Sie, dass ...

  • Modefirmen wie unter anderen H&M, Zara, Levi Strauss, Nike, The North Face oder Patagonia nachhaltiger produzieren lassen wollen? Sie planen geschlossene Textilkreisläufe, um die Umweltbelastung zu halbieren.
  • bis heute 20 große Modehäuser zugesagt haben, bis 2020 giftfrei zu produzieren? Sie werden von Greenpeace überprüft. China arbeitet an einer schärferen Chemikaliengesetzgebung.
  • die schwedische Öko-Marke Filippa K. neben ihren Läden auch Leih-Boutiquen für ihre gebrauchte Kleidung betreibt?
  • die Eco-Fashion-Branche wächst? Zwar gibt es noch keine umfassenden Marktdaten für die grüne Mode, aber die Zahlen des streng ökologischen Textilsiegels IVN Best geben Hinweise: Während der konventionelle Modehandel seit Jahren um zwei Prozent jährlich schrumpft, haben die Kleidungshersteller mit IVN-Best-Siegel zugelegt. Der IVN ist ein Zusammenschluss von über 100 Unternehmen aus allen Bereichen der Leder- und Textilwirtschaft, die gemeinsam für ökologische und sozialverantwortliche Wirtschaftsweisen eintreten. https://naturtextil.de/
  • der Umsatz mit von IVN BEST zertifizierten Produkte um 10 Prozent gestiegen ist? Zahlen zu den zertifizierten Produkten existieren nicht. Generell gibt es stetig Innovationen auf dem nachhaltigen Fasermarkt und steigende nachhaltige Sortimente der Anbieter. Man kann daher ein Wachstum der nachhaltigen Textilbranche annehmen.
  • am 16. Oktober 2014 auf Initiative von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller und als Reaktion auf den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch das deutsche Textilbündnis ins Leben gerufen wurde? Es setzt sich gezielt für menschenwürdige Arbeit, soziale und ökologisch nachhaltige Textilproduktion und nachhaltigen Konsum ein. Das Bündnis zählt rund 150 Mitglieder – darunter befinden sich vor allem Handelsunternehmen und Verbände, aber auch Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Standardorganisationen sowie die deutsche Bundesregierung.
    www.textilbuendnis.com
  • auch Handelsriesen wie C&A und H&M inzwischen den Anbau von Biobaumwolle fördern? Zum Beispiel hat C&A mit Hilfe der C&A Foundation nach eigenen Angaben bereits 60. 000 kleine indische Baumwollfarmer im Bio-Anbau unterstützt und ausgebildet, höhere Gewinnbeteiligung ermöglicht und mit gentechnikfreiem Saatgut versorgt. Immerhin drei Viertel der Biobaumwolle im Angebot von C&A sollen von diesen unterstützten Bauern stammen.
  • Konsumenten bei ihrer Kaufentscheidung heute vermehrt moralische Kriterien anlegen? Das belegt die vierte Otto Group Trendstudie zum ethischen Konsum: „Während im Jahre 2009 noch knapp jeder vierte Befragte laut eigener Aussage häufig Produkte kaufte, die ethisch korrekt hergestellt wurden (26 Prozent), sind es im Jahre 2013 mehr als doppelt so viele (56 Prozent)“. Da immaterielle Faktoren für die Lebensqualität wichtiger würden und soziale Verantwortung beim Konsum an Bedeutung gewinne, müssten Unternehmen stärker darauf achten, Konsumenten ein „sorgenfreies“ und „unbelastetes“ Einkaufen zu ermöglichen.
  • bei dem Hype ums Recycling leicht außer Acht gerät: Besser als Recyceln ist immer noch, weniger und dafür hochwertige Sachen kaufen, die lange halten? Wenn die Dinge kaputt oder aus der Mode gehen: reparieren oder wiederverwenden. Erst danach kommt das Recycling.







Fast Fashion.
Die Schattenseiten der Mode
12. Oktober 2018 bis 24. Februar 2019

Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Cäcilienstraße 29-33
50667 Köln
0221/221-31356
rjm@stadt-koeln.de
www.museenkoeln.de/rjm
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